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CALPROTECTIN – Marker zur diagnostischen Abklärung gastrointestinaler Erkrankungen
published [03/Feb/2016]
Auf Grund der hohen Nachfrage haben wir die Bestimmung von Calprotectin im Stuhl in unser internes Analysenspektrum aufgenommen und können Ihnen ab 15.02.2016 die Ergebnisse innerhalb weniger Tage liefern.
Material: ca. kirschgroße, frische (nicht älter als 1d) Stuhlprobe. Stuhlgefäß bitte nicht überfüllen! Flüssiges oder nur in kleinen Kügelchen geformtes Stuhlmaterial ist für die Untersuchung ungeeignet (siehe Abbildung von Stuhlmaterialqualitäten, die zur Untersuchung geeignet sind).
Abb. Bristol-Stuhlformen-Skala siehe pdf - Dokument (Ärzte & Fachpublikum/Laborinfo)
Kosten: derzeit (noch) ist die Calprotectinbestimmung in Österreich für das niedergelassene Facharzt-Labor generell keine Kassenleistung. Der Preis pro Test beträgt € 25,--.
Calprotectin ist ein Ca/Zn-Proteinkomplex, der im Zytosol von Entzündungszellen wie neutrophilen
Granulozyten, Monozyten und Makrophagen gebildet wird. Bei Entzündungen der intestinalen Schleimhaut oder neoplastischen Darmerkrankungen wandern Granulozyten an den Ort des Geschehens und es kommt im Darmlumen zur Freisetzung des Calprotectins. Das über den Stuhl ausgeschiedene Calprotectin kann dann mittels Calprotectin-ELISA-Tests quantitativ gemessen werden. Diese nicht-invasiven Tests eignen sich hervorragend zur Differenzierung zwischen entzündlichen und funktionellen Erkrankungen des Darms.
Werte > 50µg/g Stuhl sind Hinweis auf eine entzündliche Darmerkrankung und müssen durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden. Speziell tief normale Calprotectinwerte schließen eine entzündliche Darmerkrankung praktisch aus.
Der Calprotectin-Test bietet eine wertvolle Unterstützung:
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Bei der Abgrenzung eines Reizdarmsyndroms (RDS) wie Colon irritabile (niedrige Calprotectin-Spiegel) gegenüber akuten und chronischen Darmentzündungen (erhöhte Calprotectin-Spiegel)
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Sensitiver Marker im Besonderen für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie M. Crohn und Colitis ulcerosa
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zur Beurteilung und Kontrolle der Krankheitsaktivität unter Therapie durch serielle Bestimmungen mit dem gleichen Testverfahren
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zur Vorhersage eines Schubs bzw. Rückfalls
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zur frühzeitigen Erkennung eines postoperativen Rezidivs noch vor einer entsprechenden Klinik
Bei Verdacht auf neoplastische Veränderungen im Darm
Anmerkung: eine Zusammenfassung von Erkrankungen und Faktoren, die zu erhöhten Calprotectin-Werten beitragen, ist in der Tabelle 1 aufgelistet.

Stellenwert in der täglichen Praxis
Zur Diagnosestellung bedarf es einer ausführlichen Anamnese und initialen Labordiagnostik. Der Einsatz des Calprotectins sollte dabei stets in ein standardisiertes Abklärungsschema integriert werden.
Anamnese
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Erstes Auftreten der Symptomatik
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Art, Schwere und Verlauf der Symptome
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Medikamente (NSAR, Antibiotika), Reiseanamnese
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Nikotinabusus, Familienanamnese bzgl. CED oder stattgehabte infektiöse Gastroenteritiden
Initiale Labordiagnostik
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CRP, Eisenstoffwechsel, Nierenfunktion, Transaminasen und Cholestaseparameter, BB, Albumin
Standardisiertes Abklärungsschema

Quelle: UP-Date - Internationale Zeitschrift für ärztliche Fortbildung Nr. 4; April 2015. „Stellenwert des Calprotectin-Tests in der diagnostischen Abklärung gastrointestinaler Erkrankungen für die tägliche Praxis“. Abbildung 1; basierend auf einem Expertenmeeting in Bern unter der Leitung von Prof. G. Rogler, 12.1.2015
ZUSAMMENFASSUNG
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Die Diagnose einer CED kann sich in der Praxis als schwierig und langwierig erweisen. Häufig werden zahlreiche endoskopische Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes sowie histo -pathologische Untersuchungen durchgeführt und auch bildgebende Verfahren eingesetzt.
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Studien haben gezeigt, dass fäkale Biomarker wie Calprotectin das Potenzial besitzen, die Notwendigkeit für diese teuren und für den Patienten belastenden invasiven Verfahren bei der Unterscheidung zwischen CED und Reizdarmsyndrom bzw. anderen nicht-entzündlichen Erkrankungen zu reduzieren.
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Fäkales Calprotectin ist ein sensitiver und spezifischer Parameter zum Nachweis eines intestinalen Entzündungsgeschehens bei Patienten mit CED.
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Die Bestimmung von fäkalem Calprotectin ist ein wertvolles und nicht-invasives Hilfsmittel für den Allgemeinmediziner zur Ausschlussdiagnostik von entzündlichen Darmerkrankungen. Die Calprotectin- Konzentration korreliert mit der endoskopischen (mukosalen) Entzündungsaktivität von M. Crohn und Colitis ulcerosa.
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Calprotectin ist für beide Erkrankungen nach der Diagnose ein hoch effektiver, nicht-invasiver Marker für die Krankheitsaktivität und Prädiktor für ein Entzündungsrezidiv.
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Die Calprotectin-Bestimmung kann darüber hinaus als Entscheidungshilfe für oder gegen den Einsatz einer invasiven Diagnostik herangezogen werden.
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Insbesondere im niedergelassenen Bereich kann bei einem Patienten ohne Alarmsymptome (wie anhaltende Diarrhoe, Darmblutungen und Gewichtsverlust) und mit normalen Calprotectin-Konzentrationen (<50µg/g Faeces) auf eine Endoskopie verzichtet werden, während bei einem positiven Ergebnis invasive und aufwändigere Verfahren indiziert sind.
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Durch die Identifizierung von Patienten mit niedrigem Risiko ist es möglich, die Anzahl von unnötigen endoskopischen Untersuchungen zu reduzieren. Der Inhalt dieser Laborinformation entstammt zum großen Teil aus:
UP-Date - Internationale Zeitschrift für ärztliche Fortbildung Nr. 4; April 2015. „Stellenwert des Calprotectin-Tests in der diagnostischen Abklärung gastrointestinaler Erkrankungen für die tägliche Praxis“.